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Tag 32 Palermo – Cagliari (8 km mit bike)

  • Autorenbild: Ralph
    Ralph
  • 4. Apr. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

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Die Nacht nicht gut geschlafen, klar musste ja früh raus. Meine Schuhe sind nicht ganz trocken geworden, egal besser als den ganzen Tag mit den Fahrradschuhen rumlaufen zu müssen. Rest zusammengepackt, aufgesattelt und los Richtung Hafen. Um 125 Minuten vor Abfahrt (angegeben ist 120 Minuten der späteste Zeitpunkt zum einchecken) am Hafen zu stehen, alleine. Geschlossene Pforte, aber viel Betrieb im Hafen. Der nette Mann kam dann ein paar Minuten später und zeigte mir den Weg. Brachte mich vor ein Häuschen, ich solle warten. Ein paar Minuten später kam der nächste, checkte mein Ticket, supernett auch er. Brachte mich in ein Zelt, ich solle warten, gab einen Kaffeeautomaten, großartig. In dem Zelt sammelten sich dann nach und nach die Passagiere. Ein zweiter Radtourist gesellte sich hinzu, auch ein anderer Radtourist, mit einem Baboofahrrad, erste Sahne das Ding. Dann kam irgendwann ein weitere Mann, der Greenpass und Ticket nochmal kontrollierte, dann durften wir weiter. Ich sprach den Anderen Fahrradtouri gleich auf Deutsch an, was ihn erst irritierte, er aber auf Deutsch antwortete. Ich setzte mich an Deck, in den Raucherbereich und genoss die Sonne. Naiv dachte ich mir, dass wird mein Platz an der Sonne bei der Überfahrt. Jetzt war es eine Stunde vor Abfahrt und ich Frühstückte, ein Apfel, 1 Banane, 1 Birne und 1 Orange, gestern auf dem Markt gekauft, und noch einen Espresso, an Bord gekauft. Warum erzähle ich das? Ich sollte es wiedersehen. Als wir dann ablegten, fing es an, leicht unterschwellig dennoch präsent. Mir wurde übel und draußen pfiff langsam der Wind, ziemlich heftig und mir wurde kalt. Schuld daran waren wahrscheinlich auch die nicht vollständig trockenen Schuhe. Also rein, an einen Tisch gesetzt, Wasser getrunken. Dann Alarm, Gepfeife, Besatzung die herum rennt, Durchsagen, Rettungswesten, Alarm. Ich wollte schon aufstehen und schreien „Wir werden alle sterben!“ aber ein Blick in die Gesichter der anderen Passagiere, sagte mir, dass kein Grund für Panik vorhanden ist. Warum? Dann endlich, irgendwann, zwischen all dem gepiepse und den Alarmen über Lautsprecher eine kurze Durchsage auf Englisch: „This is an exercise!“. Okay, alles klar, hab mir einen bequemeren Platz gesucht um meine Übelkeit auszublenden, nicht gefunden. Ich bin mir sicher, ich war nicht der einzige dem es schlecht ging. Es hingen mehrere auf ihren Tischen und hatte leichte Panik in den Augen vor Übelkeit. Irgendwann dachte ich mir dann, „ohoh“ zog meine Schuhe an, packte meine Geraffel und begab mich auf das Klo. Geordnet, langsam aber zielgerichtet in die Kabine, Maske runter(!) und ach manche Dinge verlernt man nicht obwohl sie schon lange zurückliegen. Dann sahs ich da noch ein paar Minuten, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, während reger Betrieb auf der Toilette herrschte. Als ich wieder sicheren Stand, ohne zitternde Knie, hatte, setzte ich mich trotz Wind und Kälte wieder raus. Also in die Maske rülpsen ist ja echt übel, aber schon mal nach dem speien wieder eine aufsetzten müssen? Ich entschied mich erstmal die Maske wegzulassen, war auch kleiner da. Ich atmete durch und aß ein Stück trockenes Brot aus meinem Proviant und fischte mir eine neue Maske aus dem Gepäck. Dann ging ich wieder rein, suchte mir einen neuen Platz und legte mich auf den Tisch, die jahrelang erprobte Zugschlafhaltung einnehmen und zog mir die Maske vom Gesicht. Außer mir trugen die dann wenn schon nur noch ein paar Passagiere. Der Rest schaute Fußball, Florenz gegen ich weiß nicht, trank Bier und hatte Spaß ohne Maske im Gesicht. Irgendwann ging es mir dann auch wieder besser, ich aß noch mehr (hatte ja genug mitgenommen) und da ich kein Internet hatte setzte ich mich auch zum Fußballschauen, jetzt Neapel (scheint beliebt zu sein). Mit Maske, weil eigentlich stört mich das Ding ja nicht, nur partiell auf einem Schiff im Mittelmeer, während eine Seekrankheit. Bin die letzte 2 Jahre mit dem Ding überall rumgesprungen, 12 h auf Arbeit, im Fitnessstudio, beim Einkaufen, aber die Situation hier an Bord zwang mich wirklich das Ding mal eine Weile abzusetzen. Vielleicht sollte ich mich so langsam auch wieder an ein Leben in der Öffentlichkeit ohne Maske gewöhnen? Ich mag noch nicht, erst noch ein bisschen mehr Sommer. Im Laufe des restlichen Tages ging es mir dann wieder sehr viel besser. Scheint, dass mein Gleichgewichtssinn irgendwann das schwanken adaptiert hatte. Eigentlich hatte ich gar keine Probleme mehr. Die Zeit verging auch beim nächsten Fußballspiel und irgendwann war dann auch von überall ein Ping, Ping, Ping zu hören. Das Internet war wieder da. Noch 2h bis Sardinien, die vergingen dann auch voll. Beim austeigen traf ich zuerst einen italienischen Radfahrer. Wir wurden aufgefordert die Fahrräder auf dem Hafengelände zu schieben, bis außer Sichtweise machte er das auch. Dann sagte er, er komme aus Sizilien und pfeife drauf was die hier sagen und schwang sich wieder auf den Sattel. Er forderte mich auf es ihm gleich zu tun. Ich lächelte und sagte ich komme aus Deutschland (was wohl impliziert, dass ich gerne regeln einhalte?) Er fuhr los, nur um 20 Meter weiter von einem weiteren Polizisten vom Fahrrad geschrien wurde. Auf dem Weg aus dem Hafen traf ich dann wieder den Radfahrer vom Morgen, mit dem Bamboorad. Ein Deutscher mit Namen Uwe. Er begleitete mich zu meiner Herberge, hatte er noch keine Unterkunft für die Nacht, in der richtigen Hoffnung dort noch ein Zimmer zu ergattern. Als wir in der Nacht so durch Cagliari fuhren bekam ich einen ersten Eindruck von Sardinien. Die Autofahrer überholen mit Abstand, keiner rast. Ausgebaute Radwege. Wo war ich? Berlin im Süden? So kam es mir vor, ich hoffe das bleibt so. In diesem Sinne, eine schöne Woche. Und Herr Putin, nun also auch heimtückischer Mord ihrer Truppen. Wirklich? Das ist das Russland, das sie der Welt präsentieren wollen. Nie wieder gehört ein Russland mit Ihnen an der Spitze an den Kreis der zivilisierten Nationen.

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It is an exercise

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a plug socket or how they call it

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football

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sardinien

 
 
 

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