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U`r in your bloody element, brother!

  • Autorenbild: Ralph
    Ralph
  • 9. Feb.
  • 6 Min. Lesezeit

Bahnhof sollte eigentlich der nächste Eintrag heißen. Bahnhof weil es das einzige ist was ich verstehe, leider stimmt das nicht ganz, ich verstehe das meiste (naja nicht bei allen) nur mit dem antworten hapert es noch ziemlich. Textlich bzw schriftlich wohl kein Problem, aber mündlich, verdammt! Das Problem ist, das ich zumeist noch deutsch denke, also wie ein deutscher zu denken, das werde ich wohl nie ganz aus mir rausbekommen, aber in Deutsch zu denken, das schafft noch Barrieren, da alles was ich höre erst einmal ins Deutsche übersetzt werden muss, dann denke ich in Deutsch, dann versuche ich das ganze zu übersetzten, ergo es dauert ganz schön lange. Wenn ich nicht wirklich nachdenke funktioniert es ganz gut, beginne ich aber mit dem nachdenken, dann wird es komisch. So wie mit allem. Ich sollte einfach nicht denken. So ist das momentan noch, also wenn ich meine Klappe halte funktioniert eigentlich alles ganz gut, ich lächele an den richtigen Stellen, nicke oder verdrehe die Augen und halte meine Klappe. Funktioniert auch gut, ist sehr lehrreich für mich und tut mir gut. Wie ist das arbeiten in Australien wurde ich gefragt. Bisher, soweit ich sagen kann, ganz entspannt. Jeder geht seinen Aufgaben nach und hin und wieder chattet man miteinander. An das Großraumbüro muss ich mich gewöhnen, aber es stört wirklich keinen wenn man Kopfhörer drin hat oder einfach mal rausgeht und sich mit dem Computer in die Sonne setzt, für 3 Stunden oder so. Der Arbeitsplatz ist elektronisch höhenverstellbar, das ist super angenehm. Was will man mehr? Mein Nebensitzer ist Tim, ein älterer Herr, der auf der Welt schon ganz schön rumgekommen ist und einen ganz feinen schwarzen Humor hat. Ich verstehe nur die Hälfte was er sagt, über das was ich verstehe muss ich mich vor lachen biegen. Er hat mir auch schon ein Haus in seiner Nachbarschaft besorg, leider in Ipswith, ca 40 km im Landesinnern und wie mir alle sagen ca 5 °C wärmer als in Brisbane, aber der Preis (miete) wäre vernünftig gewesen. Der andere Nebensitzer ist wichtig, soviel weiß ich schon mal von ihm, ansonsten hält er sich bedeckt, wenn er da ist. Was ist noch anders? Zumindest ist keiner krank! Wenn man das mit Deutschland vergleicht. Also eine kleine Anekdote aus meinem kurzen Leben als Laborleiter in der Pharmazeutischen Industrie, bis zu 70 % Krankenstand. Das war dort so Usus krank zu sein, konnte sogar nach den paar Monaten exakt vorhersagen wer am nächsten Tag krank sein wird. Das war so berechenbar und ermüdend. Und um ehrlich zu sein, es war zum kotzen, für alles, für die Arbeit, für die Kollegen und sicherlich für die Kranken selber ebenfalls. Das ist eines der tatsächlichen Probleme in Deutschland, jeder einzelne ist das fu=?ing Problem.

Ansonsten ist hier vieles vom Neusten, die Labore, die Einrichtungen, die Infrastruktur, das Gebäude, die Arbeitskultur. Versteht sich, dass Obst und Kaffee gibt und Parkplätze und es keiner in die Stellenausschreibung schreibt. Home-office? Ja klar bleib zuhause, wenn du das willst, kein Problem, musst du nicht fragen, machst du einfach. Hast du Wohnungsbesichtigung, dann gehst du einfach, okay? Frag doch nicht sowas. Daran muss ich mich gewöhnen, auch, dass keiner eine Strichliste führt wenn du dir einen Kaffee holst. Ach genug mit dem Vergleichen.

Wie ist es mit dem Wetter? Der Temperatur? Der Luftfeuchtigkeit? Über die Woche war es eigentlich ganz angenehm, hat hin und wieder geregnet, kurz und heftig, die Abkühlung tut ganz gut. Die meiste Zeit verbringe ich eh im klimatisiertem. Abends oder morgens wenn man auf dem Weg zur Arbeit ist, ist es super angenehmes T-Shirt Wetter auch nachts. Und am Wochenende? Ja es ist warm, gestern war ich unterwegs, mit Fahrrad, Bus, Zug und Fähre und hab kein einziges mal gedacht, dass es mir zu warm wurde. Zuerst war ich nach Brisbane unterwegs, stehe am Bahngleis und bemerke, dass wohl kein Zug kommen wird, Baustelle irgendwo, aber tatsächlich gut ausgeschilderten Schienenersatzverkehr. Und ab mit dem Bus in die Stadt, kein Problem, dort brauchte ich ein bisschen, wollte unbedingt eine Chemische Reinigung zum Anzug waschen bügeln, das gibt es dort aber nicht so oft und die die ich mir ausgesucht hatte, hatte ein Schild vor der Tür hängen, wir sind im Sommerurlaub Übersee und kommen erst wieder ab nächste Woche. So ist das halt, also ab in den Zug nach Clevland an die Küste, endlich mal Pazifik sehen. Der Bummelzug brauchte auch eine Stunde, ist spottbillig (Eine Karte für das ganze Nahverkehrssystem und so eine Fahrt kostet mich 50 Cent) aber das ist egal, es gibt so viel für mich zusehen. Kaum an der Endstation entschied ich mich zur Fähre zu laufen anstatt den Bus zu nehmen und war in dem Städtchen unterwegs. Ja in der Sonne ist es warm, aber man ist ja eingecremt. Noch ein Kaffee hier, ein Foto dort und schon war ich am Anleger. 21 Dollar hin und zurück und schon legte das Boot auch ab und ich stand oben am Deck, im starken Wind, Kopfhörer mit meiner Lieblingsmusik drauf (DT hat ein neues Album rausgebracht, ich sag nur Bend the clock) die Augen geschlossen und das Leben genossen. Es tippte mich jemand an, ich blickte in die Augen eines Tätowierten Matrosen der meine Fahrkarte sehen wollte. In seinem Ausspruch: „U`r in your bloody element, brother!” lag sowas wie Anerkennung. Ich sah wohl vergnügt aus und tatsächlich, ja ich bin in meinem Element. Alles Neu, vieles zu entdecken und nichts bekannt. Ja ich genieße das, wirklich! Wenn man sich auch viele Fehler verzeihen muss, aber ich lebe nicht um perfekt zu sein, ich lebe um etwas zu erleben. So einfach ist das. Kaum auf North Stradbroke Island gelandet schon dachte ich erst einmal nach was ich hier eigentlich wollte. Den Tipp hatte ich von Valeska, aber sie sagte mit nun nicht im speziellen was hier so toll sein soll, sie sagte nur, dass es toll ist. Okay, was machten die meisten die mit mir von der Fähre kamen? Sie standen an der Bushaltestelle, das macht ich dann auch. Ich dachte kurz in das Städtchen neben dem Hafen fahren anstatt laufen ist doch eine Möglichkeit. Und schon kam der Bus, 1 Dollar und drin saß ich. Da fuhr er in eine völlig andere Richtung als beabsichtigt und anstatt kurz um die Ecke fuhr er auf die andere Seite der Insel, nach Point Lookout. Und ich? Wurde zunehmend schlecht gelaunt, und wollte so schnell wie möglich zurück, der ganze weite Weg. Der Bus fuhr durch den Wald, hoch runter, links rechts und plötzlich erhaschte ich einen Blick aufs Meer, der Pazifik. Und was für einen Blick, zum dahinknien. Aussteigen raus und Gegend erkunden. Was soll ich sagen? Die aufkommende schlechte Laune war weg, keine Spur mehr. Ich war sofort hin und weg. Küste, Meer, Strand, Berge, Felsen, was will ich mehr? Kängurus! So wie auf den Schildern am Straßenrand. Tja, die kamen dann auch noch angehoppelt, überquerten 5 Meter vor meiner Nase die Straße, blieben an einem Zaun stehen, bis ich verdutzt meine Kamera zückte und sind nach der Fotosession verschwunden. Auf ein weiteres das im Gras saß wurde ich nur aufmerksam weil sich drumherum eine kleine Traube Menschen gebildet hatten. Das Känguru saß da gut getarnt und knapperte Gras und ließ sich nicht von den fotografierenden Menschen stören. Völlig natürlich. Nach 3 Stunden oder so saß ich dann auch im überfülltem Bus zurück zum Hafen, dort wartete ich noch eine Stunde bis Sonnenuntergang (wie üblich sind die Fotos auf Insta zu finden) um dann den Rückweg zu machen. Die Fähre bei Nacht, wirklich traumhaft. 2 Stunden später war ich in meinem Zuhause und bin müde aber glücklich eingeschlafen.

Heute am Sonntag hatte ich kein genauen Plan, wollte mir mal ein paar Gegenden anschauen in die man so ziehen könnte, deswegen ausschlafen, Dschungel schauen (die nicht wirklich weit von North Stradbroke sind, zumindest ihr Hotel, das befindet sich beinahe auf South Stradbroke, zugegeben die Inseln sind riesig. Ich überlegte kurz mir für die Nacht ein Zimmer im Imperia zu nehmen, naja vielleicht nächstes Jahr), Wäsche waschen, Zimmer putzen und dann war ich auch schon mit dem Fahrrad unterwegs Richtung Stadt und schaute mit die einzelnen Stadtviertel an. Um ehrlich zu sein, flach ist es hier nicht, es geht ganz schön hoch und runter wenn man will (und ich will das ja) und ja da merkt man die Hitze schon aber ich finde das herrlich. Es gibt hier auch das ein oder andere Viertel das ich mir ganz gut vorstellen kann in 10 km Entfernung zur Arbeit und 10 km zur Innenstadt, mit Anbindung ans Eisenbahnnetz, in einem für mich bezahlbaren Rahmen. Ich denke ich werde fündig, die Auswahl werde ich wohl danach fällen welcher dieser Vororte ich am schönst klingenden finde. Aber davon später mehr, ich bin jetzt müde und will mich langmachen, in diesem Sinne.   

 

 
 
 

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