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Postolympia, Mittleres Rheintal & Amsterdam

  • Autorenbild: Ralph
    Ralph
  • 15. Dez. 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Das nächste Wochenende, wieder Hummeln im Hintern und schon auf Diät, 20ig Kilo plus schaffen sich nicht von selber wieder runter. Samstag morgens zum Bahnhof und den Zug Richtung Koblenz (ICE, da der Regionalverkehr hier im Pott mit Fahrrad eher scheiße ist und die paar Euro machen es auch nicht aus, ja der Schwabe in mir hat ausgerechnet, dass ihm das Deutschlandticket nicht lohnen wird). Um kurz vor 13 Uhr war ich auch dort, das Wetter war nicht so prickelnd und ich ließ es rollen, ich hatte den Plan abends in Wiesbaden unterzukommen und so fuhr ich mein geliebtes Weltkulturerbe runter. Alle Burgen waren noch da wo ich sie das letzte Mal gelassen habe. Katz & Maus, Pfalzgrafenstein, Marksburg und mein Lieblingsschloss Stolzenfels. Ich ließ es rollen bis ich in Bingen war und dann auch nach Mainz und Wiesbaden Biebrich, hoch nach Wiesbaden und dann ab ins Hotel, schnell einchecken und dann auch schon zu meinem Parkhaus (Luisenforum) mitten in der Stadt um den Sonnenuntergang einzufangen. Hat funktioniert, perfektes Timing, kam pünktlich. Sehnsüchtig schaute ich vom Dach des Parkauses auf mein altes Gym hinunter, das war wirklich ein nettes Ding. Um dann ins Luisenforum zum shoppen zu gehen um im Anschluss durch die Stadt zu schlendern. Wiesbaden, nach Stuttgart, wirklich meine Lieblingsstadt in der in gewohnt habe. Liegt wohl am Taunuspanorama und der Nähe zum Rhein und weil die Stadt (im Gegensatz zu Mainz) schön ist. Erinnerte mich stark an meinen Stuttgarter Westen. Egal, am nächsten morgen ging es dann auch schon weiter, meinen Lieblingsberg zum Taunus hoch über die Hohe Wurzel. War mir nicht ganz sicher, ob das mit Gepäck und Übergewicht so einfach wird, vor allem weil der Aufstieg wahrlich nicht der einfachste ist, aber ich bin auch mit 20 kg mehr fit genug dafür. Aber nach einer Stunde war ich oben und es wurde auch gleich ein bisschen frischer und ich musste meinen verschwitzten Körper erst einmal einpacken und wieder hatte ich die falsche Kleidung dabei, zu wenig. Aber der Plan war ja wieder runter Richtung Lorch (hier spricht man das mit sch aus!) durch die 30ig Kilometer abfahrt, das Wispertal runter. Mir wurde dabei nicht wärmer, eventuell hätte ich auch Frühstücken sollen? Unten angekommen gab es erstmal einen Kaffee und 2 Bananen bevor es dann weiter nach Koblenz ging. Es war ca 11 Uhr und ich hatte noch 6 Stunden auf 40ig Kilometer nach Koblenz. Also nahm ich die Beine hoch und setzte mich ein paarmal an den Rhein um blickte aufs Wasser, Lorelei nahm ich mir Zeit und bin vor bis zur Statue und danach weiter auf die andere Rheinseite mit der Fähre bei Boppard und hoch zu meinem Lieblingsschloss Stolzenfels, wo ich nochmal ein paar Stunden verbummelte bevor ich schließlich und letztendlich in Koblenz wieder den Zug nahm. Alles in allem ein sehr entspanntes Wochenende, das hätte ich auch wesentlich unentspannter haben können, wenn ich von Wiesbaden direkt nach Essen durchgefahren wäre, aber wozu, um es mir selber zu beweisen? Und ich hatte etwas anstrengendes das nächste Wochenende vor.

Monate zuvor habe ich mir ein Konzertticket für Epica & Symphonieorchester gekauft in Amsterdam. Ebenso ein Zugticket inclusive Fahrradmitnahme. Als Hotel hatte ich mir ein Schiff ausgesucht, bisschen wie ein Hostel, mit Dusche im Gang und nur einer Britsche im Zimmer. Vor Jahren, denke es war 1998 oder 1999 war ich schon einmal in einer solchen Unterkunft, mit meiner damaligen Freundin Anke. Was soll ich sagen, es war wirklich was besonderes. Darauf freut ich mich und zwar zu recht, es war toll. Aber von vorn, erst noch Freitags arbeiten und dann kurz nach Mittag los, mit dem Fahrrad zum Bahnhof, dann über Oberhausen nach Amsterdam (die Linie ist nun leider für 1.5 Jahre nicht mehr vorhanden). Ca. 17 Uhr war ich am Amsterdam Centraal und musste mich erstmal aus dem Bahnhof rauskämpfen, mein Ticket öffnete die Absperrung nicht, war klar. Danke DB. Danach die paar Meter zu meiner schwimmenden Unterkunft, kurz das Gepäck abladen. Zuerst erfragte ich noch ob ich mein Fahrrad über Nacht an Deck bringen durfte, klar kein Problem. So konnte ich einfach Richtung Konzerthall davonradeln. Amsterdam, ein Traum für Radfahrer. Vor der Halle musste ich mich erst einmal in eine lange Schlange stellen, natürlich die Falsche, hatte kein VIP-Ticket, durfte mich dann aber durchschleichen. Wenigstens das. Natürlich hatte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen und so langsam wurde ich hungrig. Beziehungsweise war ich schon richtig schlecht gelaunt, so unterzuckert war ich, wenigstens gab es leckere Pommes mit Parmesan in der Halle. Trotz Diät gönnte ich mir die und die Pommes Parmesan, was soll ich sagen, waren echt verdammt lecker. Beim essen traf ich eine junge Kanadierin aus Toronto und ihr junger französischen Freund. Wir kamen ins Gespräch Taylor Swift, Eras Tour & Epica. Sie mochte mich sofort und lud mich für Samstag zu sich in ihr Hostel ein, sie sagte was von Konzert livestream schauen und Pyjama. Ihr junger Freund bekam schon beinahe Schnappatmung. Junge, i feel you. Hast dir so viel Mühe mit allem gegeben und die junge Dame scheint kein Interesse an dir zu haben. Ich lehnte mit aller Höflichkeit ab und verschwand im Saal, leider ein bisschen spät, ich musste mich hinten anstellen, irgendwo hinter verdammt großen Menschen. Hatte Epica damals in Wiesbaden von der ersten Reihe aus gesehen, deswegen konnte ich es verschmerzen. Insgesamt ein klasse Konzert, aber mir gefiel es in Wiesbaden besser, war rockiger. Dann noch mit dem Fahrrad durch Amsterdam zurück, bei Nacht, was für ein Erlebnis. Kaum an Bord, stellte ich das Fahrrad auf Deck und band es an und war schon wieder unterwegs in die Stadt, Amsterdam bei Nacht ist ein Erlebnis. Die Touristen und die Damen in ihren rotbeleuchteten Fenstern. Amsterdam ist so ganz anders als Paris, hier ist es einfach anders geil. Nach zwei Stunden Nachtleben war ich dann auch endlich müde und schlenderte zurück zu meiner Unterkunft. Die Nacht war wirklich ruhig, ich schlafe gut auf Wasser. Am nächsten Tag, nach einem kleinen Frühstück an Bord, ging es gleich wieder Richtung Stadt. Erst noch einen Kaffee in einer Kettenfiliale mit einem Barista der eine Oper schmetterte, kann man machen, der Kaffee war auch klasse. Amsterdam ist toll. Morgens um 10 Uhr lächelten einen schon die Damen aus ihren Fenstern an. Schon wieder, oder immer noch? Ich weiß es nicht, mich interessiert auch mehr das treiben drum rum und wehe du zückst deine Kamera und versuchst eine der Damen zu fotografieren, da kann es plötzlich wild zugehen. Nein, nicht mir passiert, ich weiß wie man sich benimmt. Also mit guter Musik ein paarmal durch die Stadt, mal zu Fuß, mal in der Stadtrundfahrt mit Boot, dann wieder einen Flohmarkt. Zurück auf`s Boot, in der Nachmittagssonne an Deck ein Buch lesen und nach dem Duschen den Sonnenuntergang einfangen um danach wieder zurück in die Stadt zum Nachtleben. Ich hatte mir ein Restaurant bei der De Oude Kerk rausgesucht, von dort hatte ich Blick auf das Treiben. Und ich hatte den richtigen Riecher, ich hatte Spektakel. Die junge, wirklich sehr hübsche Dame, in ihrem Fenster lieferte eine Show. Die ganze Zeit die ich in dem Restaurant saß lockte oder beschimpfte die junge Frau die Passanten, wahlweise. Sie war äußerst temperamentvoll, mit sehr viel spanisch im Englisch. Und wehe sie sah jemand mit Handy in der Hand. Die ganze Zeit über, es war sicherlich eine oder zwei Stunden, nahm sie keinen der Männer mit hinter ihren Vorhang. Es waren viele die anfragten, aber ich hatte den Eindruck, sobald sie versuchten zu handeln war ihre Tür wieder zu. Die Dame hatte ihren Preis. Beeindruckend, die ganze Szene, die ganze Frau. Wird mir wohl nie mehr aus dem Kopf gehen. Irgendwann riss ich mich los und schlenderte weiter, nur um noch einmal umzukehren und zurückzugehen, so fasziniert war ich. Keine Ahnung ob sie mittlerweile jemand mit hineingenommen hatte, aber solang ich dann da stand, nahm sie keinen der potentiellen Freier mit rein. Alle verließen mit gesengtem Haupt ihr Schwelle wieder, zumeist noch einen Spruch von ihr oder der Wegbeschreibung zum nächsten ATM. Ich liebe solche Menschen, die ganz klar ihren Standpunkt haben und davon auch nicht abweichen. Irgendwann wurde es mir dann doch zu spät und ich machte mich auf den Weg zu meinem Bett, hatte ja am nächsten morgen etwas vor. Kaum zurück auf dem Boot und schon schlief ich fest. Ich wachte bei Sonnenaufgang auf, wartete bis zum Frühstück und dann sattelte ich auf, die 220 km nach Essen fuhren sich nicht von  alleine. Den Weg durch Holland kannte ich ja schon, im Frühjahr ist es aber schöner und nicht ganz so windig. Die ersten 50 km aus Amsterdam heraus sind wirklich sehr schön zumeist an einem Binnenmeer lang, die restlichen 90 km sind ganz in Ordnung. Dann kommt Deutschland und da ist es sehr wechselhaft. Am Rhein entlang geht es noch ganz gut mit dem Rad, sobald du zum Pott kommst gehen die Schlaglöscher-Fußgängerampel-Straße/Bürgersteig benutzungspflichtig scheiße los. Das macht sehr langsam. Egal kurz nach 17 Uhr war ich zuhause und hatte immer noch ein lächeln wegen der jungen Dame von gestern Abend im Gesicht und ein Lied auf den Lippen. Was für eine Frau..... Roxanne!    

 

 
 
 

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