Paris die 2te (Paralymicswochenende)
- Ralph

- 15. Dez. 2024
- 7 Min. Lesezeit

Da wollte ich mich ein bisschen disziplinierter zeigen und die letzten Trips zügiger auf die Homepage stellen, und dann? Dann kamen neue Trips dazwischen. Ohne Fahrrad, zu meiner Verteidigung. Wenn ich mit Fahrrad unterwegs bin, kann ich mir tagsüber schon zurechtlegen was ich abends ins Internet bringe. Bin ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs, scheine ich nicht diesen mentalen Zustand zu erreichen. Ist ja auch viel mehr los, als auf dem Fahrrad. Aber, von vorn. Nachdem ich dann von meinem Sommerurlaub zurück war und die ganzen Fotos sichtete viel mir auf, dass ich noch ein paar Aufnahmen, vor allem von der Fackel bei Sonnenuntergang, fehlten. Und schon war eine Idee geboren, es sollte ja noch eine Gelegenheit geben, richtig die Paralympischen Spiele. Da ich mit meinen Urlaubstage eher sparsam umgehe, kam nur eine Wochenende in Frage, und aufgrund der geringen Zeit wollte ich einfach mal fliegen. Bis dahin verging aber noch ein bisschen Zeit und ich hatte noch einen Kurztrip nach Stuttgart, hatte es dem alten Mann versprochen, dass ich vor September noch komme. Dann war ich noch ein Wochenende in Osnabrück unterwegs. Damals, im Frühjahr, als ich von Bremen nach Essen fuhr, bin ich an der Varusschlacht vorbeigekommen und einem kleinen netten Schlösschen, das von einem Wassergraben umschlossen schien. 2 Gründe für mich ein Wochenende dort zu verbringen. Eine Nacht gezeltet, scheiße war das kalt (hatte auch die falsche Ausrüstung dabei, nicht nachgedacht) und dann Samstags das Museum zur Varusschlacht. Nett gemacht, jedoch frage ich mich warum die ganzen Museen immer Rom und die Römer in den Mittelpunkt stellen. Kaum etwas über die Germanen und das anlässlich des Germanischen Sieges. Ja die Erklärung ist simpel, besser Dokumentation und Überlieferungen. Trotzdem Schade. Das nette Schlösschen entpuppte sich dann auch als Kuhstall. Umfunktionalisiert, schade. Egal, wollte dann mit dem Fahrrad den Teutoburger Wald erkunden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich habe es im Frühjahr sehr mit der Ernährung schleifen lassen und hatte ein paar (20ig) Kilo mehr mitrumzuschleppen. Entsprechend unfit war ich, entsprechend wenig Lust hatte ich, entsprechend bin ich ein bisschen rumgefahren und dann am Samstag wieder zurück nach Essen mit dem Zug. So ist das halt manchmal, wollte aber nicht nochmal eine Nacht durchfrieren. Warum auch immer ich nur eine kurze Hose dabei hatte, werde ich wohl nie nachvollziehen können.
Dann kam aber Paris. Valeska hat mich nach dem Arbeiten am Freitag freundlicherweise mit dem Auto an den Flughafen gefahren. Und dann war ich eigentlich schon in Paris. Mit dem Öffentlichen Verkehrsmitteln kam ich gleich wieder zurecht und insgesamt 5 Stunden später nach Start am Klinikum war ich im Hotel. Dieses Mal im 2 Arrondissement, also mitten drin. Tasche ins Zimmer geschmissen und runter zur Olympischen Fackel im Jardin des Tuileries, nahe Louvre. Das Licht war nicht so prickelnd, genauso wie das Wetter, und ich war wirklich überrascht wieviel Menschen dort ebenfalls warteten. Das waren nicht wesentlich weniger als zu den eigentlichen Spielen. Und das Licht war wirklich nicht gut, die entstandenen Bilder waren deswegen nicht so wie ich es wollte, aber ich hatte noch 2 Abende. Nach Sonnenuntergang wartete ich noch ein bisschen ab, aber die Fackel wollte nicht zum Himmel steigen und mir wurde kalt und ich wurde hungrig. Deswegen ging ich dann langsam zurück ins Hotel, unterwegs noch was zum essen schnappen vorbei an vielen vielen sehr gut besuchten Restaurants und Bars. Überall saßen oder standen Menschen mit einem Glas Wein herum, unterhielten sich und hatten gute Laune. So hatte ich es mir auch im Sommer vorgestellt, hatte mir aber ein Appartement weit außerhalb, viel zu weit außerhalb, gebucht. Damals als ich die Karten für Olympia gekauft hatte, hatte ich Panik keine günstige Unterkunft zu finden und habe das nächst beste (billigste) gebucht. Zig Kilometer außerhalb zu einem Preis, den hat mich das Paralympische Wochenende inclusive Flug gekostet. Hätte ich damals gewartet, hätte ich während der Spiele etwas gefunden was mittendrin gewesen wäre und vielleicht nur doppelt so teuer, also auch erschwinglich, AirBnB macht es möglich. Egal, so ist das manchmal, das nächste Mal mache ich es besser. Schlecht war das Appartement auch nicht und die Pendelei, ob mit Fahrrad oder Zug hatte auch was tolles an sich. Ich konnte unterwegs Olympiaradio hören. Das war manchmal auch richtig fein. Zurück im Hotel, denke es war etwa 23 Uhr fiel ich auch gleich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen ging es früh raus, Paris in den Morgenstunden ist so herrlich leer und ruhig, beinahe friedlich. Nur ein paar Hundebesitzer und heimkehrende Nachtschwärmer unterwegs. Das ganze Wochenende lang war ich an der Seine irgendwie zwischen Ponte de Sully und Ponte de l`Alma unterwegs. Einzig ein offenes Cafe zu finden war ein bisschen herausfordernd an diesen Samstagmorgen. Bis ca 9 Uhr war ich schon ziemlich weit gelaufen und machte eine Pause am Louvre, setzte mich an die Glaspyramide nur um gleich wieder von einer Tussi vertrieben zu werden die sich unbedingt mit einem Selfie verewigen wollte. Das werde ich echt nie verstehen, diese Selfie scheiße. Als ich dann vor dem Louvre so durch die Gegend starrte, dachte ich mir, dass ich auch reingehen könnte und innen die Bilder anstarren, es nieselte eh leicht. Online Ticketslot gebucht, in die richtige Schlange gestellt und schon war ich auch drin. Die Schlange suggerierte ein volles Museum, viele Teile der Ausstellung waren jedoch weitgehend leer bis unbesucht. Einzig vor der Mona Lisa, da stapelt es sich und zwar richtig. Also schlenderte ich durch das Museum mit guter Musik auf den Ohren und ließ die Bilder auf mich wirken, an Portraits von Obstschalen, Reitern, Kindern und nackten Damen vorbei stand ich irgendwann im Saal mit der Mona und den anderen Italienern. Und hier konnte ich nicht anders als die Menschen beobachten die sich vor diesem Bild aufstauten. Faszination und Abscheu mischten sich dabei. Wegen einem Bild und keiner versteht was von Kunst. Da spielen sich teilweise Szenen ab. Irgendwann hatte ich genug (Fotos) vom Menschenauflauf und bin weitergegangen, durch die Sonderausstellung bezüglich Olympias, Hoch zum Café auf dem Balkon und noch durch die Statuen, dann war auch Mittag und das Wetter wurde langsam besser. Also raus aus dem Museum und ab an die Seine, erst Richtung Notre Dame, und mir in einem Seitengässchen irgendetwas leckeres zu essen schnappen. Ich bummelte den ganzen Nachmittag rum und durchstöberte die einzelnen Läden der Bouquinisten entlang des Flusses. Das Wetter spielte einigermaßen mit, es regnete zumindest nicht, bis so ca. gegen 17 Uhr, ich war irgendwo bei der Quai de l'Hôtel de ville, als ich Richtung Eiffelturm blickte, die Wolkendecke riss gerade auf und ich merkte, das sich gerade wirklich gutes Licht für die Fotographie entwickelte. Aus Erfahrung wusste ich aber auch, dass sich dieses Fenster wieder schließen würde. Natürlich hatte ich gerade ein Gemälde gefunden welches mir sehr gefiel. Ich ließ alles stehen und liegen und setzte mich Richtung Fackel in Bewegung, natürlich auf jeder Brücke ein Foto vom Panorama von Paris zu nehmen. Ich merkte wie sich das Fenster schloss und nun rannte ich Richtung Jardin des Tuileries und kam eventuell schon ein paar Momente zu spät an, das Licht hatte sich wieder verändert, da nun die Wolkendecke wieder geschlossen war. Nun hatte ich also vom Pariser Seinepanorama Bilder im richtigen Licht, aber immer noch nicht von der Fackel. Es war mittlerweile 18 Uhr, die Sonne sollte in 2 Stunden untergehen und anstatt zurück zu dem Gemälde zu gehen entschloss ich mich mir eine gute Position zu suchen. Es war wenigstens noch nicht so voll, deswegen konnte ich mir einen schönen Platz auf einer Mauer suchen, in einer Linie mit Fackel, Sonne und Eiffelturm und ich wartete. Glückspiel mit dem Wetter, das aber aufging, gegen Sonnenuntergang riss die Wolkendecke wieder auf und ich konnte die Bilder machen die ich machen wollte. Es war beinahe perfekt. Die Bilder dazu, sowohl vom Panorama wie auch von der Fackel gibt es z.B. auf meinem Instakanal zu sehen, als ob die jemanden interessieren. Nach Sonnenuntergang wusste ich, dass es noch dauern würde bis die Fackel an den Himmel stieg. Ich hatte das aber schon alles im Kasten und so entschloss ich mich dann wieder Richtung Hotel in Bewegung zu setzten. Und wieder waren die Cafés und Bars voll mit feiernden Menschen. Stadtleben kann so unglaublich schön sein. Unterwegs nahm ich auch noch etwas essen zu mir und trudelte irgendwann spät in meinem Zimmer ein um dann auch gleich einzupennen. Schließlich war das ein langer Tag gewesen.
Sonntags ausgeschlafen und mir morgens Zeit gelassen bevor ich das Hotel verlassen hatte. Dieses Mal war das einfacher mit dem Café, es war auch deutlich später. Zusätzlich war noch eine Paralympicsveranstaltung auf der Straße, ich folgte der Absperrung dieses Rennens Richtung La Madeleine und jeder Teilnehmer ob nun Rollstuhlfahrer oder Sehbehindertes Läuferpaar bekam, nicht nur von mir, massive Anfeuerungsanrufe, ein allerletztes Mal: „Allez le bleu“! Und dann war es auch vorbei, die Absperrung, das Rennen, die Olympiade. Ich war den ganzen Sonntag damit beschäftigt bei den Bouquinisten zu feilschen. Und natürlich zu suchen, das Gemälde, das mir gestern so gefiel konnte ich zuerst nicht finden. Das lag aber nicht an mir, sondern der entsprechende Bouquinist machte seinen Laden erst spät auf. Ich war schon ein bisschen verzweifelt gewesen. Natürlich kaufte ich es nicht sofort. Ich feilschte, lief weg, zum nächsten, feilschte dort und lief wieder weg. Geduld war gefragt, ich sahs an der Seine. An einem Punkt gegenüber der Stelle an der ich meiner Ex den Heiratsantrag machte, Erinnerungen kamen hoch und gingen wieder weg und weiter zu den Bouquinisten. Insgesamt erstand ich 3 Gemälde, zum Preis von einem. So richtig fahrt nahm die Feilscher erst auf nachdem ich das erste Bild in der Hand hielt. Gegen Abend setzte leichter Regen ein, ja ich hab mehrere Stunden mit dem feilschen verbracht, die sind schon auch hartnäckig, und ich ging gar nicht erst zur Fackel sondern essen und dann ins Hotel, ich musst ja früh raus am nächsten Morgen.
Montagmorgen um 4 Uhr ist Paris sehr leer, ich war auf dem Weg zum Gare de Nord, kaum jemand auf der Straße, sehr herrlich, dies Stadt zu den Morgenstunden. Mit dem ersten Zug zum Flughafen (Linie A für 11 Euro und nicht das Ticket für 6 Euro, sonst kommt man am Flughafen in Schwierigkeiten, außer man ist kräftig genug für die Absperrung) dann in den Flieger und um 9 Uhr war ich wieder im Büro. So schnell kann es gehen, hoffentlich der nächste Beitrag auch.




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