Paris – Beaugency 140 km
- Ralph
- 21. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit

So einfach wie es die Überschrift suggeriert war es bei Leibe nicht, deswegen von vorn. Nach einem Jahr ohne zwei zusammenhängenden Urlaubstagen und viele durchgearbeitet Wochenenden (vor allem in der letzten Zeit) endlich mal wieder Urlaub. Ich ging langsam auf dem Zahnfleisch und meine Laune war langsam auch nicht mehr die allerbeste. Hätte ich den Urlaub nicht schon vor langer Zeit gebucht (18 Monate nun) als ich noch ein anderes Leben führte (beschaulicher Laborleiter in Festanstellung mit festem geregeltem, hohem Gehalt und geregelten Arbeitszeiten) wäre ich wohl nicht gegangen sondern hätte weitergearbeitet. So ist das halt im Akademischen, prekäre Arbeitssituation mit wenig Aussicht auf Freude & Erfolg, aber die Wahl war freiwillig. Heißt ja nicht, dass man es sich nicht wieder anders überlegen darf? Egal, wo war ich? Ach ja Urlaub, ja Urlaub. Die Notwendigkeit des Tapetenwechsels, also morgens mit gepackten Taschen zur Arbeit, das wichtigste noch fertig gemacht und dann endlich los in den Zug. Zugfahren in NRW ist schon richtig schlimm, mit Fahrrad? Richtig, die Hölle. Generell ist jede Verkehrsform, ob Auto, Öffis oder Rad, in NRW mühsam und zeitraubend. Umstieg in Köln, der Bahnhof ist eng, mit Fahrrad schwierig. Egal. Insgesamt braucht ich für die Strecke Pott - Koblenz, die im Fahrplan mit 2 h veranschlagt ist, knappe 4 Stunden. Geht eigentlich noch. In Koblenz angekommen ging es gleich zur Unterkunft am Bahnhof, danach mit der Seilbahn noch hoch zur Festung Ehrenbreitstein, auf ein Kulturfestival, kurz was essen. Am nächsten morgen schon wieder früh raus, mit dem Zug um 6 Uhr nach Saarbrücken, von dort weiter nach Straßburg, dann mit dem TGV nach Paris. Warum so umständlich? Riedbahnsperrung und Fahrradmitnahme! Und ich wollte mein Fahrrad nicht zerlegen und in die Tasche packen. Hab kein Bock auf Schrauben, obwohl das vermutlich die einfachste Möglichkeit ist. Aber mein Gepäck plus den Drahtesel zu schleppen ist gelinde gesagt kein schöner Start in den Urlaub. In Straßburg hatte ich 3 Stunden Aufenthalt, hatte vergessen wie schön diese Stadt ist, kann man aushalten dort, zumindest 3 Stunden. Dann innerhalb 2 Stunden mit dem TGV nach Paris. Also im TGV gibt es keine wirklichen Fahrradabteile, das wusste ich auch nicht, aber ein Abteil mit 4 Klappsitzen an denen man es abstellen darf (wenn man zuvor reserviert hatte). Und das geht wirklich einfach über die App (lang im Voraus). Dann war ich also am Gare de l´est und fuhr gleich los, hatte glück gehabt und morgens im Internet einen Unterkunft im Süden von Paris gefunden die meinem Budget entsprach und nun auch nur 5 Euro teurer als ein Übernachtung auf einem Pariser Campingplatz war. Die Unterkunft war sogar ganz passabel (für Paris). Also die ersten 20 km in Paris. Jede Großstadt hat so ihre Eigenheiten, auch diese. Was mir als erstes auffiel? Noch nie habe ich so viele unterschiedliche Fahrzeuge im Sagen wir alternativen Individualverkehr gesehen. Roller, Räder, Einräder, mit E, ohne E. Auf den wirklich skurrilen Dingern saßen oder standen in der Regel Asiaten. Wegen Olympia waren auch noch ein paar Straßen gesperrt, aber alles macht es doch einfach Spaß in dieser Stadt zu fahren. Konnte es mir natürlich nicht nehmen noch einen Abstecher in ein Straßencafé zu machen und Käffchen und Crème Brûlée zu mir zu nehmen. Irgendwann war ich in der Unterkunft und dann setzte der Automatismus ein, Einkaufen, Duschen, Essen, Schlafen. Etwas vergessen? Ja! Blogschreiben!! Tsss.
Und dann heute. Früh raus, zusammenpacken, aufsatteln und los. Die ersten 40 km waren zäh. Ging hoch und runter im Pariser Gürtel. Schlechte Wege, verkehr und eher nicht so gutes Wetter. Irgendwann war ich aber auch aus dem Pariser Vororten raus und im Nirgendwo. 60 km geradeaus, ebenerdig, jede 5 Kilometer ein Kreisverkehr, jede 10 km eine Ortschaft. Ich schaltete den Tempomat an, schöne 30ig und holte das auf, was ich morgens liegen ließ. Ca. gegen 14 Uhr war ich in Orleans, kurzes Sightseeing und weiter das Loire Tal entlang bis hier her nach Beaugency. Hier hatte ich das letzte Mal abgebrochen und bin nach Hause. Guter Startpunkt, beinahe wieder den gleichen Spot, wunderbaren Blich auf die Brücke, den Fluss und die Altstadt aus dem Zelt heraus. Gleich geduscht, auf dem Campingplatz eingekauft, dann geduscht, essen, Sightseeing im Dorf nun noch den Blog schreiben, Bilder sichten, uploaden und schlafen gehen…. Und natürlich Musik hören. Bin schon voll raus und drin im Urlaub, in diesem Sinne.
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