Genua 24
- Ralph
- 26. Dez. 2024
- 13 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Dez. 2024

Jetzt wird es schwer für mich, sehr emotional. Abschied nehmen, innerlich, etwas was ich nicht gut kann. Warum Abschied nehmen? Nunja mittlerweile war ich zu oft hier und ich kann ja nicht immer an den gleichen Ort zurückkehren. Das ist doch langweilig, es gibt doch noch so viel mehr auf dieser Welt zu entdecken. Also muss ich, schweren Herzens, Abschied nehmen. Zumindest Zeitweise, die Gegend wird in 20ig Jahren auch noch sein, nur ich vielleicht dann nicht mehr. Deswegen schreibe ich es mir hier nun auf und begeben mich auf diese innere Reise zurück.
Ich liebe Ligurien, speziell die Gegend östlich von Genua. Zwischen Bergen und Meer mit einem ganz schmalen Küstenstreifen. Seit 2015 war ich nun 6 oder 7 x auf dem Campingplatz Genova Est, mal nur einen Tag, mal länger, mal alleine, mal mit Frau, mal mit Fahrrad und Zelt, mal Bahn und Mobile Home. Immer war ich im Campingplatzeigenen Restaurant Da Berto Abendessen und Frühstücken, immer dieser Meerblick in den Golf von Genua, ob Morgens oder Abends. Immer diese Treppen hoch zum Campingplatz, oder der steile Anstieg mit dem Fahrrad, kein einziges Mal den Shuttelbus genommen. Immer wenn ich länger blieb, gab es Tagestouren in die Gegend. Zumeist Richtung Genua. Etwas was ich mir immer übrig gelassen habe war die Halbinsel und der draufliegende Naturpark Portofino. Und was soll ich sagen, das Beste habe ich mir zum Schluss aufgehoben. Damals 2015, als ich schon richtig fertig in Genua ankam, mit dem Fahrrad, ohne Navigationssystem mit nur einer Autokarte und einen Campingführer zur Navigation, hatte ich den Campingplatz als abendliches Ziel ausgemacht. Es war spät damals und ich wusste nicht wann der Campingplatz schloss und so war ich unter Zeitdruck. Genua war meine allererste italienische Großstadt mit dem Fahrrad, in der Rushhour, und was soll ich sagen es war phänomenal sich durch diesen Verkehr zu bewegen. Schwimmen, immer nach vorn an die rote Ampel, wie die ganzen Mopeds auch, links und rechts an den Autos vorbei, bis nach vorn. Grün, dann wurde man wieder überholt, bis zu nächsten roten Ampel. Selbes Spiel, so ging das ewig lang, immer der Küste entlang, in der Ferne ragte immer diese eine Halbinsel ins Meer und ich fragte mich die ganze Zeit ob ich am nächsten Tag um diese fahren werden würde. Wie gesagt, mit der Navigation zu dieser Zeit haperte es gewaltig, mein Plan war, dass ich mich immer an der Küste halten würde, bis Rom, gedanklich dachte ich, das muss ja alles flach sein. Was für ein naiver Plan. Was für ein dummer naiver Plan, der alsbald von der Realität mit dem Vorschlaghammer eingerissen wurde. Das Schwimmen mit dem Autoverkehr zog sich bis in die Vorstädte und dann endlich kam das erlösende Schild „Camping Genua Est“ links ab. Es war im Campingführer beschrieben, dass es nochmal bergauf ging, aber das letzte Stück war damals heftig. Oben angekommen, total durchgeschwitzt, war der Campingplatz immer noch geöffnet (bis 22 Uhr), hätte mir Zeit lassen können. Ich bekam einen Platz auf einer Terrasse zugewiesen und wie es damals für mich üblich war habe ich mir im Restaurant ein paar Bier geholt, saß dann vor meinem Zelt oder auf den Treppen hinunter zum Meer und starrte zum allerersten Mal bei Nacht in den Golf von Neapel und raucht dabei genüsslich meine Zigaretten. Was für ein Tag, was für ein Erlebnis, was für ein Ausblick, unvergesslich für mich. Am nächsten Tag fuhr ich früh los und zu meiner Enttäuschung, war es a) nicht flach die Küste entlang, im Gegenteil, das geht dort ganz schön hoch und runter und b) definitiv nicht diese Halbinsel lang. Damals ging es über Rapallo Richtung Levanto, eine weitere unvergessene Tagesetappe, durch einen 8 km langen in Stein gehauenen, spärlich beleuchteten, nur wechselweise in eine Richtung befahrbaren Autotunnel, für Radfahrer gesperrt, mit einem Mindesttempo von 30 km/h. Denke bis heute noch die schnellsten 8 km die ich in meinem Leben je gefahren bin, ich hatte so schiss vor dem möglichen Gegenverkehr, ich kam auch in allerletzter Sekunde aus diesem Tunnel geschossen, bevor der Gegenverkehr kam. Unvergessen, unvergessener Trip, damals 2015. Unvergessen sind auch diese Unwetter die ich in Ligurien schon mitbekommen habe, die schlimmsten die ich je erleben durfte, ob im Zelt, unterwegs oder im Mobile Home.
Natürlich hatte ich in meinen vorhergehenden Besuchen schon versucht diese Halbinsel zu erkunden, zumindest die Seite auf der San Rocco liegt, mit dem Fahrrad bin ich nie weit gekommen, da ich irgendwann immer an Treppen gestoßen bin, zu Fuß bin ich zumindest bis Stella Maris vorgedrungen, bevor eines der heftigsten Gewitter die ich je mitbekommen habe mich zum umkehren gezwungen hatte. So ein Unwetter, das vom Meer her kommt und auf Land trifft, gewaltiges Spektakel. Anyway, dieses Mal wollte ich mich ganz der Halbinsel widmen, endlich Porto Fino besuchen und dieses ominöse San Fruttuoso das man nicht mit dem Auto erreichen kann. Noch war ich aber in Rom, völlig unbedacht stand ich rechtzeitig auf, frühstückte im Hotel, lief zum Termini, schlürfte noch 2 Kaffee und dann ging es zum Bahnsteig, ich hatte noch massig Zeit laut Fahrplan, 30 Minuten. Ich wunderte mich ein bisschen warum mein Zug noch nicht auf der Anzeigetafel war, dafür aber Züge die schon vor 3 Stunden hätten fahren sollen und warum standen so viele Leute hier rum und fluchten. Mittlerweile bekam ich auch laufend Email von Tranitalia, die ich geflissentlich als Werbung ignorierte. Aber langsam dämmerte es mir, Kopfhörer ab, durchsagen lauschen. Natürlich auf italienisch. Auf den Anzeigetafeln ebenfalls Meldungen auf italienisch. Was ich mir zusammenreimen konnte, dass es eine Art Oberleitung- oder Weichenschaden in Rom gab und der ganze Zugverkehr über Termini zum erliegen kam. Nichts ging mehr. Ich checkte die Emails und da stand, dass mein Zug über Rom Ostiense umgeleitet wurde, so wie ich es verstand, war es der einzige Zug der diesen Luxus erfuhr, natürlich musste ich mich beeilen. Also ab in die übervolle Metro und zu den Pyramiden um dort zum richtigen Bahnhof. Das ich dann dort nochmal geschlagene 3 Stunden oder so auf dem Gleis ohne Durchsage oder weitere Information stehen musste, geschenkt. Ich meckere ja viel über die Deutsche Bahn, aber Kriesenmodus haben sie wesentlich besser drauf, als die Italiener und Franzosen, nebenbei bemerkt. Macht wohl die tägliche Übung. Also irgendwann saß ich in einem wenig ausgelasteten Zug, mit ein paar Australiern im Abteil und der Zug fuhr bei gutem Wetter los und kam mit einer Gesamtverspätung von 5 Stunden bei schlechtem Wetter in Rapallo an, wo ich dann endlich umsteigen durfte und kurze Zeit später am Bahnhof in Bogliasco ankam. Hoch, meine geliebten Treppen zum Campingplatz, eingecheckt und mein Mobile Home bezogen und dann zu Da Berto mein erstes Pizza/Pasta/Creme Catalana (eigentlich beinahe Crème Brûlée)/Espresso-Menü reinziehen und auf den nächtlichen Golf von Neapel starren.
Der Regen hatte sich am nächsten morgen noch nicht verzogen, aber ich war vorbereitet. Regenschirm und Regenjacke hatte ich dabei, nur meine Schuhe, da hatte ich nicht mehr daran gedacht, dass diese Stoffschuhe eher nicht wasserfest sind. Egal, nach den Cappochino im Da Berto ging es runter die nassen Treppen zum Bahnhof, nur um unten die selben Touristen anzutreffen die oben auf den Shuttelbus warteten. Alle standen sie verloren vor dem Automaten herum um wollten ein Ticket lösen. Dumm wie ich war, und weil ich selber eins wollte, fing ich an zu helfen. Warum auch immer ich so hilfsbereit bin, ich könnte mir in den Arsch beißen. Da ging die Fragerei los. Und wie ist das mit dem Hund und der Bahn? Klugscheißende Deutsche, die die Antwort selber kennen, dich aber dann aber vor anderen auflaufen lassen wollen. Meine rasche Auffassungsgabe half mir mal wieder aus der Patsche, (aus dem Augenwinkel sah ich es auf dem Bildschirm) weiß doch jeder, dass Hund wie Kinder unter 12 Jahre zu behandeln sind. Was für eine dumme Frage. Also bitte. Der nächste Fall war schwieriger, ein junger Mann, der mir nicht glauben wollte, dass sein Zug Richtung Genua auf dem anderen Gleis abfahren wird. Und dann wollte er mir nicht glauben, dass es besser wäre die Unterführung zu nehmen als direkt über die Straße (über die die Gleise führen und durch den Bahnhof geht) zu gehen. Die Schranken waren unten, das Gleis gegenüber doch einfach erreichbar. 5 Meter zu Fuß. Ich zog ihn am Ärmel und er wollte schon lautstark protestieren als just in dem Moment der Schnellzug durchbrauste. Tja Junge, auch das war nicht aus Sympathie, sondern einfach nur weil ich heute noch vom Bahnhof wegkommen wollte. Trottel. Warum mische ich mich auch immer wieder ein, fragte ich mich frustriert als ich im Zug saß. Kein einziges Bitte oder Danke, ist ja selbstverständlich dass einem geholfen wird, einfach eine komische Zeit in der wir leben. Der Ärger war rasch verzogen als ich am Bahnhof S. Margherita Ligure Portofino ankam. Runter zum Strand und siehe da, ich musste nicht die Küstenstraße nach Porto Fino laufen sondern konnte eine Fähre nehmen. Die Fähre fuhr heute nicht nach San Fruttuoso (wohl zu starker Seegang), ich löste ein Oneway ticket, weil ich ja noch zu Fuß nach San Fruttuoso weiterwollte. So war der Plan. Da stand ich nun und wartete, der Steig füllte sich schlagartig, als eine Schweizer Rentnertruppe, zumeist aus älteren Frauen bestehend, ankam. Zack und schon wurde die zuvor gemütliche Schlange zu einem Schlachtfeld aus Positionskämpfen, um später die beste Position auf dem Boot zu haben. Unerträglich. Während wir warteten lernte ich ein älteres Pärchen aus Wiesbaden kennen die ebenso wie ich von den lautstarken Schweizerinnen in Bedrängnis gebracht wurden. Wieder mit einer Selbstverständlichkeit wurde dort gedrückt, geschoben und gepresst. Irgendwann wurde es mir zu bunt, ich fing ich an, natürlich völlig unabsichtlich, auf Zehen zu treten und verschaffte mir so wieder Platz. Wirkt immer, hat auch schon in Paris während des anstehen bei Olympia geholfen. Tatsächlich gibt es dann noch ein Paar die denken sie müssten mit ihren Ellbogen nachtreten, das ist dann der Punkt indem ich das Gespräch suche, Gesicht an Gesicht, danach ist ruhe. Irgendwas an mir scheint ihnen nicht ganz zu gefallen. Ist es die geschwollenen Halsschlagader, oder dass mich so eine Ellbogenschlag nun einmal gar nicht kratz? Richtig, Gewalt ist nicht toll, nein es gefällt mir ganz und gar nicht, es gibt nur eines was mich mehr anwidert, und das ist grenzenloser Egoismus. Irgendwann sitzt du dann auf dieser Fähre und denkst dir das war es schon, aber dann steigen sie auch noch über dich drüber oder fallen wegen des Seegang auf dich drauf, nur weil sie aufstehen müssen um das beste Foto ihres Lebens zu schießen. Paoh Entspannung ist anders. Als wir in Porto Fino ankamen blieb ich so lange sitzen bis auch der letzte dieser Truppe von Bord war, nicht dass denen noch was passiert wenn sie so einen ungesicherten Steg vor mir entlanglaufen. Das kann böse enden, hab ich schon erlebt wie jemand von Bord gefallen ist und 5 Meter tiefer auf dem steinigen Boden aufschlug, MS Wissenschaft (2003) machte es möglich. Ich wusste damals wie ich mich an Bord zu bewegen hatte und machte dies entsprechend flink, sicher und wendig. Der Bugausstieg (auch als Notausgang fungierend) zum wasserholen für die Chemieshow. Hinter der Bühne durch, die Treppe hoch und aus der Öffnung raus, Fuß auf die gegenüberliegende Reling, kurz drehen und dann der andere Fuß runter zum Steg, ganz einfach. Machte ich zwei wochenlang 10 mal täglich. Meine Lotsenablöse rechnete nicht damit, dass die Treppe zum Bug des Schiffes mehr oder weniger direkt an der Reling endete. Tut mir bis heute noch leid, wie er da unten lag, mit gebrochenem Arm und mich erstaunt anschaute. Ich rechnete nicht damit, dass er mir so stürmisch folgte und natürlich das Gleichgewicht verlor. Das Gesicht, der Ausdruck des Unglaubens während des Fallens. Nichts passiert, Knochen heilen, Ruhm bleibt bestehen, danach war der Ausgang besser gesichert, so mit Handlauf, Treppe zum sicheren absteigen und massiver Absperrung. Getestet von Ralph, umgesetzt und installiert von Matrose und meinem Freund Bruno, bis heute, 21 Jahre später, noch in Betrieb. Bruno ist leider nicht mehr.
Also da stand ich nun im Hafen von Porto Fino neben Luxusyachten und kleinen Fischerbooten, immer noch ziemlich angefressen von dem bisherigen Verlauf des Tages und wusste nicht so genau was ich machen sollte, da entdeckte ich links von mir eine kleine Burg (Castello Brown) auf einem Hügel unweit des Hafens. Treppen schienen dort hochzuführen. Meine Laune besserte sich auf dem Weg nach oben, selbst die 5 Euro Eintritt konnten das nicht ändern, und dem Panorama welches sich mir bot. Oben gab es sogar Kaffee, einen der schlechtesten (und teuersten) die ich jemals in Italien zu trinken bekam. Pfui! Aber der Ausblick, herrlich! Ich erkundete die ganze Burg und ihre vielen Zimmer und Balkone, man durfte sogar die Fenster öffnen, zum fotografieren, wenn man sie im Anschluss wieder schloss (ein mehrsprachiges Hinweisschild an jeder Öffnung angebracht). Ich war sofort verliebt in die ganze Szenerie, unter mir der Hafen, diese Berge, die Bucht und die Gebäude. Einfach nur wunderschön. Ich musste aufs Klo, es gab eine Toilette und so öffnete ich die Tür dazu sehr unbedacht und dort saß eine Frau halbnackt auf der Schüssel, irgendwie konnte oder hatte sie nicht abgeschlossen, ich schloss sofort diese Tür wieder und entschuldigte mich verschämt. Peinlich. Ich blieb solang vor der Tür stehen, bis ich die Spülung hörte, nicht, dass dies nochmal passierte und verzog mich sofort bevor die Tür sich öffnete. Damit konnte ja keiner rechnen, oder? Auf dem Weg nach draußen begegnete ich dem Pärchen aus Wiesbaden wieder, das es nun auch nach oben geschafft hatte, und ich versicherte ihnen, dass der Ausblick vom Opelbad ähnlich schön wäre aber nicht ganz an das herankam was sie gleich sehen würden. Verdutzt ließ ich sie stehen und war dann auch schon auf den Weg Richtung Faro di Portofino, ich hatte meine Plan verworfen mich heute nach San Fruttuoso durchzukämpfen. Ich wollte mehr von Porto Fino sehen auch weil ich nicht wusste wie stabil dieses Wetter noch bleiben würde. Und was soll ich sagen, es war einzigartig schön. Die Gärten und der Weg zur Spitze dieser kleinen Halbinsel, ein Traum, dann zum Spiaggia dell'Olivetta, was für eine schöne kleine Bucht und wer wohnt in einem solchen Anwesen? Ich war ganz verträumt und hatte mit meiner Auswahl an Musik (Nightwish und Simon Simone) genau den richtigen romantischen Soundtrack dafür. Ich steuerte den ganzen Tag über und durch dieses Dorf und war total weg, nicht einmal der immer wieder einsetzende Regen störte mich groß. Gegen Nachmittag nahm ich dann die Fähre (ja selbes Spiel) zurück und landete schließlich wieder im Bahnhof, ich hatte den Plan den Sonnenuntergang in Bogliasco einzufangen und war wohl immer noch sehr beeindruckt von dem bisherigen Verlauf des Tages, so, dass ich nicht ganz aufpasste und den Schnellzug nach Genua bestieg, der der nicht in Bogliasco hielt, somit stieg ich in Nervi aus und war entsprechend angefressen (genervit?), der Weg zurück würde nicht mehr reichen, also beschloss ich es hier zu versuchen. Und was soll ich sagen, es war mit Abstand die beste Sonnenuntergangsfotosession die ich dieses Jahr hatte. Es war so beeindruckend, dieses Naturschauspiel, mit den dicken dunklen Wolken und der untergehenden Sonne die sich darunter und hindurch abzeichnete, dieses Farbspiel, die Reflektionen, zusätzlich dieses Panorama. Es war unvergesslich, unbeschreiblich schön und beeindruckend. Alles richtig gemacht. Zurück in Bogliasco und im Da Berto bei Pizza/Pasta/Creme/Kaffee war ich immer noch total in Verzückung. Dann ins Bett, San Fruttuoso stand ja morgen noch auf dem Programm.
Es schien tatsächlich die Sonne am nächsten Morgen also ich im Da Berto bei Cappuccino saß und in den Golf starrte. Dieses Mal ging es mit dem Zug nach Camogli, dann die Treppen hoch nach San Rocco, den Weg kannte ich schon. Die ganze Zeit folgte mir eine dunkelgraue Katze und forderte ihre Aufmerksamkeit von mir ein. Der Weg an sich war anstrengender als ich es in Erinnerung hatte, oder war ich einfach nicht mehr ganz so fit wie früher? Egal ich war dann bald oben, nur um vor einem Schild auf italienisch zu stehen, welches wohl bedeutete, dass der Weg den ich nach San Fruttuoso gehen wollte gesperrt sei und man es lieber über einen anderen Weg (Pass) versuchen sollte. Es ist die Crux mit diesen Umleitungen in Italien, dass das nächste Schild erst wieder an der nächst notwendigen Stelle auftauchen würde, und nicht wie in Deutschland üblich an jeder Abzweigung. Das wusste ich sehr wohl, machte mich dann aber nach einem Schluck Wasser aus einem Öffentlichen Brunnen und ein paar Panoramafotos gleich auf den Weg weiter die Treppen nach oben. Viele Treppen, sehr viele Treppen, herrlich. Auf dem Weg zog ich an einigen Gruppen und Leuten vorbei, es wurde dann aber immer spärlicher mit menschlichen Begegnungen je weiter ich ins Naturschutzgebiet vordrang. Irgendwann befand ich mich nur noch auf einem schmalen Grad und war mir nicht sicher ob ich mich nicht schon verlaufen hätte. So eine leichtes Gefühl der Panik machte sich mal wieder bemerkbar, vor allem weil es links steil abfiel, es nach rauch roch, der Weg nicht wirklich befestigt war und leicht schräg abfiel. Ich schluckte, sollte ich telefonieren, früher rief ich in solchen Fällen meine heutige Ex-Frau an, ich wusste auch aus der Vergangenheit, dass sobald ich mich umdrehte und zurückkehrte dieses Gefühl verschwand. Heute, nein ich musste nach San Fruttuoso ich konnte das dieses Mal nicht auslassen, so schnell komme ich hier nicht mehr vorbei? Ach ich bin selber Groß, lief ich einfach weiter, was soll schon passieren und siehe da, ein paar Minuten später stand ich schon wieder an einer Abzweigung, ausgeschildert, sogar mit Trinkbrunnen und ich setzte meinen Weg auf einem sehr breiten gut befestigtem Weg fort. Easy. Bis ich wieder zu einer Abzweigung kam, San Fruttuoso links runter, mit einem Schild davor auf dem ein Hubschrauber abgebildet war und etwas stand, dass man nicht weiter sollte. Verwirrt blickte ich mich um und sah ein weiters Pärchen in einiger Entfernung auf einer Bank sitzen. Ich fragte was da los sein und sie meinten, dass sich dies auf Bauarbeiten bezieht und Baumaterial hier mit dem Hubschrauber gebracht werden würde, ich aber bedenkenlos durchkönnte. Soweit so gut, dem Hubschrauber begegnete ich nicht, dafür einer Menge Wanderer die von Richtung San Fruttuoso kamen. Für mich war es ein Abstieg, für die ein Aufstieg, für alle war es schlimm, der Weg ist steil zum Teil in Serpentinen zum Teil als Treppen ausgelegt, mit vielen losen Steinen. Die Leute die mir entgegenkamen, teilweise auf allen vieren, sahen nicht glücklich aus, hatten sich das wohl anders vorgestellt und ich? Naja der Abstieg war anders anstrengend, zumindest mit meinen lockeren Stoffturnschuhen. Irgendwann kam ich an einer Hütte vorbei mit wirklich schönem Ausblick und Olivenbäumen. Und dann war ich irgendwann, neben Wasserfall und Steilhängen dann auch im Dorf. Wunderschön! Links und rechts um mich herum rannten die Leute Richtung Hafen, war wohl Ablegezeit der Fähre. Ich trank erstmal einen Kaffee, blickt mich um, wappnete mich für den Rückweg zu Fuß, ging an den Hafen, machte Fotos vom wunderschönen blauen Strand, ging zur Fähre, kaufte ein Ticket und bestieg dieselbige. Eine Minute später legten wir ab. Wer auch immer in mir diese Entscheidung getroffen hatte, ich bereute sie sofort, den der Seegang war derb. Es gab tatsächlich Leute die dachten sie müssten aufstehen und Fotos machen, nachdem zwei von ihnen über Deck geschleudert wurden (und es ist alles aus Stahl gebaut) blieb der Rest auch sitzen. Keine Fotos im Stehen mehr. Es ging nach Porto Fino, sehr schön konnte ich die Spitze von gestern, Faro di Portofino, von See aus fotografieren, dann ging es weiter zum Bahnhof von gestern. Ich war so früh zurück in Bogliasco, so dass ich vor dem Abendessen noch den Aufstieg zu Santa Croce machen konnte und beim absteigen Sonnenuntergangsfotos von oben und dem Golf von Genua machen konnte. Sehr schön, nicht ganz so spektakulär wie gestern aber sehr schön und für mich ein runder Abschluss dieses Besuchs. Ich brauchte insgesamt 3 Anläufe für den Weg hoch zu Santa Croce bis ich ihn einmal erfolgreich absolviert hatte, immer wieder stoppte mich damals meine Panikattacken. Heute kein Problem mehr, auch nicht im Dunkeln, bekannte Wege und so. Dann noch Abendessen im Da Berto, sicherlich Pizza/Pasta/Creme/Kaffee und ab ins Bett.
On last time, am nächsten Morgen, Cappuccino mit Ausblick in den Golf von Genua, damals wehmütig, jedes Mal wehmütig und gerade eben beim schreiben dieser Zeilen wieder wehmütig. Herrliches Wetter, zum letzten Mal die Treppen hinunter in der Ferne Genua oder die Halbinsel, zum Bahnhof und auf Wiedersehen. Arrivederci!
Das war es für dieses Jahr, schauen wir was 25 bereit hält, die Dinge die ich geplant habe sind (für mich) spektakulär, hoffe sie treten auch so ein. Wenn nicht, kein Problem, bleibe ich mit Festanstellung hier in Essen in der Krebsforschung. In diesem Sinne.
P.S.: Dann mit dem Zug nach Mailand, dort meinen guten Freund Marco getroffen, bei Ihm geschlafen, davor noch eine Kunstausstellung besucht und natürlich essen gewesen (das kann man in Mailand gut), am nächsten Tag mit dem Zug zurück und schon war es vorbei.
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