Cartagena,
- Ralph
- 2. Jan. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Mai 2023

da wollte ich ein bisschen Ruhe haben um mir ein paar Gedanken zum machen, bin nach Cartagena, kannte ich ja schon, kann man gut wandern, ist übersichtlich und hat Historie und ist ganz arg fotogene. Soweit so gut. Die Anreise mittels Zug funktionierte ganz gut, umsteigen in Murica war einkleines bisschen stressig, da ich den Bahnhof wechseln musste, von Fern- nach Nahverkehr. Gut, es war auch nur stressig weil ich den Weg nicht kannte, aber eigentlich war alles gut ausgeschildert. Und eine super nette Dame der Spanischen Bahn half mir auch. Sie nahm mich buchstäblich bei der Hand und führte mich an mein Gleis. Der Zug an sich war eher von der Sorte Seelenverkäufer, anstatt Klimaanlage lief auch die Heizung, das war echt warm. Aber dass ist mir hier eh aufgefallen, als Germane der neulich noch bei -10°C fröhlich Fahrrad fuhr sind mir die 20°C Außentemperatur genug. In den Hotels ist zumeist die Heizung an auf 25 °C und wärmer. Das ist warm, zu warm für mich, also erstmal Heizung aus (wenn es geht) und Fenster auf. Ähnlich war es hier bei der Ankunft in Cartagena. Egal, ich schmiss eh nur meine Tasche ins Zimmer und war schon wieder Unterwegs. Die Altstadt erneut zu erkunden. Zuvor noch in der Bar um die Ecke noch 2 Espresso Double ziehen. Hatte den ganzen Tag nichts gegessen und das machte sich dann gleich bemerkbar als ich die Burg erkundete. Panikattacke beim hochlaufen, vor allem als ich auf dem freistehenden Aufzug stand. Höhe, Gitterrost unter mir, starker Wind, der die ganze Konstruktion zum Schwanken brachte und beschleunigter Puls vom Kaffee und hochlaufen, begünstigt durch einen leeren Magen, schöne Kombination. Furchtbar, das Gefühl. Also erstmal ein paar Nüsse aus dem Automaten und eine Flasche Wasser und schon war die Attacke sowie das Gefühl gleich sterben zu müssen weg. So einfach kann es gehen. Also dann weiter den Hafen erkunden, Sonnenuntergangsfotos und abends ins Hotel zurück. So lief das auch die beiden anderen Tagen. Morgens raus, erst Espresso Double in der Bar um die Ecke, dann in der Stadt was anschauen und gegen Mittag raus auf den Berg. Den Weg am 31 Dezember kannte ich schon, ungefähr wusste ich wo ich den Sonnenuntergang fotographieren wollte und tat das auch. Sehr tolle Bilder. Hab auch kurz mit meiner Frau telefoniert, nur um zu erfahren was für ein sche*** Mensch ich bin. Nichts neues, durfte ich mir die letzten 14 Jahre auch schon anhören. Anstatt mir darüber die notwendigen Gedanken zu machen, lass ich mein Buch weiter, sehr entspannend. Sie hat ja recht. Dann ging auch schon der Sonnenuntergang los, wirklich sehr schön. Im dunkeln dann zurück, etliche Kilometer über Stock und Stein, rechts ging es direkt runter eine kleine Steilküste ins Meer. Schön! Kaum in der Stadt wieder angekommen auch schon mitten in einer Traube von Betrunkenen gelandet. Die ganze Altstadt war voll mit feiernden. Yeaaaahhh. Durchquetschen, vorbei an Zigaretten, Besoffenen, hier angegrabscht werden, dort angefasst. Puh, Hauptsache durch. Irgendwie gelang es mir, hatte aber meine Lust auf Leute und MEnschenauflauf eher minimiert, also noch einen Supermarkt gesucht, mich eingedeckt und dann abends die Fotos aufgearbeitet. Vor Mitternacht hab ich geschlafen, so mag ich den Jahreswechsel. Hier ballert auch keiner, sehr angenehm. Mittlerweile ist wenigstens mein Kopfkino aus, aber wie ich feststellen musste arbeitet es jetzt im Unterbewusstsein weiter, wachte bei einem Traum am morgen auf. Tja willkommen zurück im Berufsleben, muss mir da was einfallen lassen, mal wieder. Bin mit dem schei** ja nicht alleine, in Deutschland kann man ja nicht arbeiten, ohne das man den anderen das Leben schwer macht. Da muss man unbedingt rann, Gelassenheit vermitteln. Hatte bei machen meiner letzten Arbeitsstellen auch funktioniert, hab mich als Puffer zwischen den Chefs und den Mitarbeitenden eingesetzt, durfte den ganzen schei*** einstecken und wegpuffern (und es war echt heftig, persönliche Anfeindungen, Mobbing und das ganze Zeug, rumgeheule und purer Egoismus („Meine Doktorarbeit ist wichtiger als deine Gesundheit“ (Thema Corona und Laborbelegung)) einfach weitermachen, lächeln, nicht weitergeben), war immer extrem produktiv. Wie man so hört (und auch mit zahlen belegen kann) ging nicht nur das Niveau sondern auch die Produktivität immer rapide zurück nach meinem Weggang. Und klar wer jedes Mal schuld war. Von meinen Chefs bekam ich ja immer so versteckte Komplimente wie, das die Mitarbeiter ja wie ein schön selbstorganisierendes System funktionieren, es würde alles so Geräuschlos funktionieren. Ich lache heute noch darüber, den Schlag habe ich jedes Mal gehört, als das, nach meinem Weggang, denen auf die Füße viel. Jedes einzelne Mal. Zusätzlich zu den ausgelobten nicht funktionierenden Projekten und der Nichtkenntnis der eigenen Geräte gepaart mit Ignoranz und falschen Selbstbewusstsein und der Fähigkeit sein eigenes Gelaber zu glauben haben sich die Mitarbeiter, natürlich unter der präzisen Anleitung der Vorgesetzten, immer sehr gut selber organisiert. Sicher, klar. Ach herrlich, ich wusste ja damals immer, dass ich gehe (Zeitverträge) und so ist das ganze immer in einem erträglichen Rahmen zu halten, weil man weiß, dass man geht und nicht ewig in diesen Konstrukten gefangen ist. Der Laden muss laufen, das ist das Axiom. So genug davon. Gestern dann nochmal eine mir nicht bekannte Strecke gelaufen, wieder einen Berg hoch, und siehe da, je höher ich kam, desto mehr stieg die Panik hoch, das ist immer so wenn ich den Weg nicht kenne, besonders schlimm hier ist es, da durch die höhe ins weiter Feld geblickt werden kann und kein Wald die Sichtweite einschränkt. Zusätzlich waren die Wege die ich laufen wollte eher Trampelpfade an einer klippe entlang, 250 Meter über dem Meer. Der andere war eine Sackgasse. Mein Herz rast, mein Kopf platzte, das Atmen viel mir schwer. Also gut umdrehen, 50 Höhenmeter absteigen, einen anderen Weg laufen. Schlagartig war die Panikattacke vorbei und mir ging es wieder blendend, 5 Meter gelaufen. Alles klar. Es ist echt schön hier in Cartagena, die Natur ist toll, das Wetter ist großartig, der Ausblick ist super, die Stadt ist wunderschön. Abends dann das übliche Spiel, erst Position suchen, diesmal in eine alte Verteidigungsanlage „eingebrochen“, als einer von 50ig Leuten, Position suchen, Buch lesen und warten. Hat wieder wunderbar funktioniert. So jetzt muss ich schnell packen, duschen und fertigmachen, mein Zug fährt in 2 Stunden, in diesem Sinne, einen schönen Tag.







Comments