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Angekommen

  • Autorenbild: Ralph
    Ralph
  • 31. Jan.
  • 5 Min. Lesezeit

Zu mindestens physisch, mitnichten psychisch. Der Kopf definitiv noch nicht. Es regiert momentan der Automatismus bzw der Pragmatismus,  die Liste die abgearbeitet werden musste. So ganz realisiert was gerade passiert habe ich immer noch nicht. Die letzte Woche in Essen ging vorbei wie im Flug. Ich musste die restlichen Sachen packen, die letzte Reste in der Wohnung renovieren und dann noch ein bisschen was arbeiten. Irgendwie reagierte auch hier schon ein Automatismus, abspulen. Montag: Einmal noch trainieren gehen, von den Gesichtern verabschieden die man ein Jahr gesehen hat und wenig miteinander geredet hat. Verzweiflung war das schon in mir, verzweifeltes Festhalten am bekannten. Noch einmal im Rewe Brötchen und Wurst (werde ich Kalbsleberwurst vermissen) zum Vesper holen, ein letztes Mal, dies das und nach Hause in die kahle Wohnung. Dienstag: Wenn dein letztes Gespräch auf Arbeit mit einem Patentanwalt ist, dann könnte man etwas richtig gemacht haben? Dann noch Daten sichern, Laborjournal weitergeben und so weiter und Abschied nehmen. Da stand ich mitten in der Gruppe und dachte immer noch es geht jetzt jemand anderes. Jaja blabla super toll haha, tolle rede man. ICH HASSE ABSCHIED NEHMEN, aber das habe ich auch schon anders erlebt, das war wirklich nett! Nettes Köfferchen bekommen, aus Metall, ich stehe ja auf solche kleine Items. Das Köfferchen passt super in meine kleine Sammlung, die ich immer noch in meinem besitzt habe. Dann, ein letztes Mal mit diesem kleinen blauen Aufzug fahren, noch mit Aschenbecher ausgestattet, ein Relikt aus den 70igern, so wie ich auch. Ein letztes Mal mit Valeska im Büro reden. Was für ein Kloß im Hals, das war wirklich schwer für mich. Gehen. Wohnungsübergabe im Schnelltempo, alles tippitoppi. Das hat wirklich super funktioniert nach 30 Minuten war der Spuk auch vorbei, das hab ich auch schon anderes erlebt. Danke an alle Beteiligten und mir und meinen handwerklichen Fähigkeiten. Dann holte mich Valeska ab und brachte mich an den Bahnhof. Auf der Fahrt bekam ich kaum ein Wort heraus, Ich war innerlich so fertig, es sank ein, aussteigen, Umarmung, weg, bloß nicht mehr umdrehen, nicht nachdenken, den Automatismus arbeiten lassen. Das war es. 18 Monate gehen so zu ende, leb wohl oder auf Wiedersehen?

Zum Glück war ich emotional schon leer, sonst wäre ich spätestens hier, am Bahnhof Essen, zusammengebrochen. Meine 2 schwere Taschen ans Gleis tragen, den falschen Zug buchen, stornieren und von 30 Euro nochmal 8 zurückbekommen, geil, nicht aufgepasst, dann in den richtigen Zug steigen und 2 Stunden später am Frankfurter Flughafen aussteigen. Zum ersten Mal in meinem Leben einen Gepäckwaagen genommen, wie sich am nächsten Tag herausstellte, hatte ich über 50 kg in den Taschen, die beiden großen zusammen waren knapp unter 40 kg. Da sich noch Besuch angekündigt hatte, hatte ich noch Zeit und bin schon mal Richtung Terminal 2 losgelaufen um mir das anzuschauen. Das war auch gut so und in der Zwischenzeit kam Sie auch. Meine geliebte Ex-Frau oder Ex-geliebte-Frau? Abschied nehmen, sie half mir meine Koffer ins Hotel zu bringen, auf einer der komischsten Taxifahrten die ich je hatte, dann ein letztes Mal essen gehen und schon saß ich wieder alleine da. Am nächsten Morgen check-in, die letzte Brezel, der letzte Cappuccino, ein letztes Mal unfreundlich bedient werden und in einem butterweichen Flug Richtung Hongkong. Mit richtig viel Platz, saß alleine in meiner Reihe, was für ein Komfort. Übermüdet und 5 Filme, die ich alle nicht im Kino gesehen habe, später ausstieg am frühen Morgen. Was haben eigentlich alle gegen Joker 2, geiler Film, ich fühlte mich unterhalten. Musste dann noch ein paar Stunden überbrücken, glücklicherweise fand ich am Abfluggate direkt einen Starbucks. Da saß ich nun, schaute Dschungel und wartete. Der Flug nach Brisbane, Australien (ja endlich hier, meine Destination!) war nicht ganz so sanft, und sehr viele Leute im Flugzeug, jedoch konnte ich hier endlich ein bisschen schlafen). Stunden später, Landeanflug und raus und an die Gepäckausgabe. Irgendwie war ich trotz des Schlafes müde. So ein bisschen Gedanken hatte ich mir um die Einreise gemacht, entsprechende Sendungen hat wohl jeder von uns schon gesehen, aber Welcome Mate, bitte hier lang!

Nach kurzer Taxifahrt war ich auch schon schnell im Hotel, Taschen ins Zimmer geschmissen und raus an den Brisbane River Fotos machen. Da stand ich nun in der Wärme bei Nacht und schon stand jemand neben mir und quatschte mich zu. Schöne Fotos würde ich da machen und schon war eine Traube von 4 Jungen Menschen um mich, leicht angetrunken aber sehr interessiert. Woher ich komme, ah Deutschland, also ja da war sie auch schon, Aachen und Amsterdam, sehr schön, aber unser Frühstück, furchtbar. Mettbrötchen, wie kann man nur. Was soll ich sagen, da muss ich zustimmen! Ob sie schon mal was vom Mettigel erfahren hatte? Wirklich diese Kulinarik im Pott, wirklich merkwürdig und nicht nur die. Dann konnte ich glücklicherweise schlafen. Am nächsten morgen nach der Dschungelshow, oh man die sind 50 km weg von mir, hatte ich eine Liste abzuarbeiten. Eine Unterkunft brauchte ich in Nähe meiner Arbeitsstätte, AirBnB macht es möglich, wurde ich fündig, womit ich nicht rechnete, war, dass ich mich identifizieren musste. Da fotografierte ich meinen Perso auf dem eindeutig stand, dass ich keine Wohnung mehr hatte. Eine Stunde zittern und abgelehnt. WTF. Okay, dann mit dem Reisepass und siehe da, 1 Minute später alles verifiziert. Soviel zum Trust blabla. Und nun? Richtig! Zuallererst, Kaffee. Die haben wirklich guten hier. Dann Sonnencreme! Auch gefunden, beim Chemist, gleich geschaut ob die vielen liebgewonnenen Kleinigkeiten auch hier zu finden sind. Muss wohl auf einen anderen Rasierer umsteigen, kein Problem, aber die Köpfe für die Zahnbürste konnte ich auch nicht finden, muss ich wohl importieren oder weitersuchen. Die ist mir wichtig, seit ich die verwende, keine Probleme mit den Zähnen mehr (Hier ist Platz für Ihrer Werbung). Schließlich fand ich die Einkaufsstraße, die heißt hier nicht Königsstraße, sondern Queensstreet, heißt. Sonst alles da. Kurzarmhemden gefunden, SIM-Karte, Bankkonto, Krankenversicherung, Karte für den Öffentlichen Nahverkehr (Danke Valeska für das Guthaben), Steuerindentifikationssnummer beantragt und so weiter. Es gab einen Grund warum ich mich erstmal in der Mitte der Stadt ansiedelte, alles in Fußweite, alles an einem Tag erledigt. So mag ich das. Was mir auffiel, ich verstehe diesen Queensland Slang nicht wirklich, noch nicht, die reden hier ein anderes Englisch, aber man hatte mich gewarnt, dass es so sein wird. Erinnerte mich an einen alten Arbeitgeber von mir, Japaner mit furchtbar schlechter Aussprache, dauerte auch ein paar Wochen bis ich Ihn verstand, dann war alles kein Problem mehr. Trotzdem saß ich da drin, sowohl beim Telefon wie auch bei der Eröffnung des Bankaccount als ob ich dumm bin, so schnell ging das, sowenig habe ich verstanden. Dem Bankangestellten habe ich erstmal die Papiere aus der Hand genommen als ich sie unterschrieben hatte, um sie einfach kurz zu überfliegen. Was hatte ich da unterschrieben? Ähnlich bei der SIM-Karte, danach erstmal alles geändert, Zugangsdaten, Kreditkarte etc. Das ging mir alles ein bisschen schnell und ich fühlte mich wirklich überfordert. Dann war ich noch spazieren am Brisbane River, 2 km eine einzige Flaniermeile am Wasser entlang, Restaurant nach Restaurant, fröhliche Menschen allenthalben, wirklich schön. Was mir auffiel, kaum Insekten oder sonstigen Tiere, dabei hat mich ja jeder gewahrt wie giftig hier alles sein soll. Bisher noch nichts entdeckt. Den wohl besten Tipp hat mir meine geliebte Ex-Frau gegeben „Wenn du über die Straße gehst, dann schaue zuerst nach rechts“. Ein Lifesafer, wenn man es nicht gerade mit einer Einbahnstraße zu tun hat, diese Ausnahmefälle. Ich lache gerade. Zurück ins Hotel und etwas gegessen, eigentlich wollte ich noch ins Hoteleigene Fitnessstudio, da war ich aber schon eingeschlafen nur um 3 Uhr wieder aufzuwachen und seit dann Topfit im Bett zu sitzen. Okay nutzte ich die Zeit für einen kleinen Eintrag in den Blog, muss ich schon die vielen Einzelanfragen nicht alle einzeln beantworten (wozu schreibe ich das Ding hier?). Warum habt ihr euch früher nie gemeldet? Jedoch hoffe ich, dass das Interesse nicht abreißt, obwohl das hier ja eher ein langweiliger Text ist, emotional bin ich aber gerade eher geläutert, viel Automatismus und mittlerweile Vorfreude dabei. Einzig, hätte ich gewusst, dass hier Helmpflicht auf dem Fahrrad gilt, ich wäre nie hierher ausgewandert, aber davon bald wohl mehr, vom wichtigem, in diesem Sinne geh ich jetzt Pumpen (ist auch in meiner Biouhr so verankert).   

 
 
 

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